Die sich zu Lasten eines Klauselverwenders auswirkende Unklarheitenregel des § 305c Abs. 2 BGB

Die sich zu Lasten eines Klauselverwenders auswirkende Unklarheitenregel des § 305c Abs. 2 BGB

Allgemeine Geschäftsbedingungen (AGB) sind nach ihrem

  • objektiven Inhalt und
  • typischen Sinn

 

einheitlich so auszulegen, wie sie

  • von verständigen und redlichen Vertragspartnern unter Abwägung der Interessen der normalerweise beteiligten Kreise verstanden werden (st. Rspr.; vgl. etwa Bundesgerichtshof (BGH), Urteile vom 03.12.2014 – VIII ZR 224/13 – und vom 09.04.2014 – VIII ZR 404/12 –).
     

Dabei sind die Verständnismöglichkeiten eines durchschnittlichen, rechtlich nicht vorgebildeten Vertragspartners des Verwenders zugrunde zu legen (st. Rspr.; vgl. BGH, Urteile vom 18.07.2012 – VIII ZR 337/11 –; vom 17.04.2013 – VIII ZR 225/12 – und vom 09.04.2014 – VIII ZR 404/12 –).

Ansatzpunkt für die bei einer Formularklausel gebotene objektive, nicht am Willen der konkreten Vertragspartner zu orientierende Auslegung ist

  • in erster Linie ihr Wortlaut (vgl. BGH, Urteile vom 18.07.2007 – VIII ZR 227/06 –; vom 08.04.2009 – VIII ZR 233/08 – und vom 17.04.2013 – VIII ZR 225/12 –).

 

Legen die Parteien allerdings der Klausel übereinstimmend eine von ihrem objektiven Sinn abweichende Bedeutung bei, ist diese maßgeblich (vgl. BGH, Urteile vom 16.06.2009 – XI ZR 145/08 – und vom 29.05.2009 – V ZR 201/08 –).

Sofern nach Ausschöpfung aller in Betracht kommenden Auslegungsmöglichkeiten

  • Zweifel verbleiben und
  • zumindest zwei Auslegungsergebnisse rechtlich vertretbar sind,

 

kommt die sich zu Lasten des Klauselverwenders auswirkende Unklarheitenregel des § 305c Abs. 2 Bürgerliches Gesetzbuch (BGB) zur Anwendung (BGH, Urteile vom 05.05.2010 – III ZR 209/09 –; vom 09.05.2012 – VIII ZR 327/11 – und vom 03.12.2014 – VIII ZR 224/13 –).

  • Hierbei bleiben allerdings Verständnismöglichkeiten unberücksichtigt, die zwar theoretisch denkbar, praktisch aber fern liegend sind und für die an solchen Geschäften typischerweise Beteiligten nicht ernsthaft in Betracht kommen (BGH, Urteile vom 05.05.2010 – III ZR 209/09 –; vom 09.05.2012 – VIII ZR 327/11 – und vom 18.07.2012 – VIII ZR 337/11 –).

 

Darauf hat der VIII. Zivilsenat des BGH mit Urteil vom 20.01.2016 – VIII ZR 152/15 – hingewiesen und in einem Fall, in dem

  • in einer von einem Vermieter in einem Wohnraummietvertrag gestellten Formularklausel bestimmt war,
  • dass „….. spätestens am 30. Juni eines jeden Jahres über die vorangegangene Heizperiode abzurechnen ist…….“,

 

entschieden, dass

  • diese Klausel, bei Anwendung der vorgenannten Grundsätze, nicht dahingehend ausgelegt werden kann, dass ihr im Fall einer verspäteten Abrechnung eine Ausschlusswirkung zukommt.  

 


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